In diesen Häusern lebten die reichsten „Titanic“-Passagiere
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Bauten, die mit dem Unglücksdampfer verbunden sind
Der Untergang der RMS „Titanic“ im Jahr 1912 bewegt die Welt bis heute. Nicht zuletzt durch den gleichnamigen Hollywoodfilm von James Cameron mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet von 1997 gehört die tragische Geschichte längst zur Popkultur. Doch was wurde eigentlich aus den Passagieren des Unglücksdampfers und aus ihrem Hab und Gut?
Vom Geburtshaus des Schiffsarchitekten zur Villa der „unsinkbaren“ Molly Brown, hier zeigen wir Ihnen die Residenzen, die für immer mit der „Titanic“ verbunden sind.
Adaptiert von Astrid Hofer und Jasmin Moore
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Die Unglücksfahrt
Der Luxusdampfer RMS „Titanic“ rammte am 14. April 1912, vier Tage nach Beginn seiner Jungfernfahrt von Southampton in England nach New York einen Eisberg im Nordatlantik. 1.500 Passagiere sowie Besatzungsmitglieder kamen beim Untergang des Schiffes ums Leben. 324 Gäste an Bord waren besonders gut betucht. Sie zählten zu den Society-Größen der damaligen Zeit, reisten erste Klasse (auf dem Bild ist der Speisesaal zu sehen) und besaßen großzügige Anwesen, die zum Teil heute noch bestehen ...
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Molly Brown
Die Philanthropin Margaret Tobin Brown, die später als die „unsinkbare Molly Brown“ bekannt wurde, brach ihren Urlaub in Europa ab, weil ihr Enkel in den USA erkrankt war. Als die „Titanic“ sank, hatte sie das Glück, von der RMS „Carpathia“ an Land gebracht zu werden. An Bord half sie mit, Hilfsgüter zu verteilen. Als das Boot New York erreichte, soll sie 10.000 Dollar für die Überlebenden der Schiffskatastrophe gesammelt haben. Nach heutigem Geldwert entspräche das 255.000 Euro.
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The House of Lions, Colorado, USA
Als Tochter irischer Einwanderer hatte Molly Brown eine bescheidene Erziehung genossen und arbeitete schon als Kind in einer Tabakfabrik. 1886 heiratete sie den Bergbauingenieur James Joseph Brown. Als in dessen Mine Gold gefunden wurde, änderte sich das Leben der Familie drastisch – die Browns wurden über Nacht zu Millionären. 1894 kauften sie dieses imposante Steinhaus in Denver, Colorado, und gestalteten es nach ihren eigenen Vorstellungen um.
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The House of Lions, Colorado, USA
Das „House of Lions“ (Haus der Löwen) verdankt seinen Namen den Löwenstatuen, die vor dem Eingang Wache halten. Molly und James Brown führten im Laufe der Jahre zahlreiche Renovierungsarbeiten durch. So ließen sie etwa eine Veranda, ein neues Dach und einen dritten Stock bauen. In den 1970er-Jahren wurde das House of Lions von der Denkmalschutzorganisation Historic Denver restauriert und erstrahlt seither wieder in altem Glanz. Es ist inzwischen als Molly Brown House Museum für die Öffentlichkeit zugänglich.
The House of Lions, Colorado, USA
James Brown überschrieb das Herrenhaus 1898 an seine Frau, die es wiederum oft auf längere Zeit vermietete, um auf Reisen zu gehen. Es diente zwischendurch sogar als Amtssitz von James Orman, dem zwölften Gouverneur von Colorado. Während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren war Brown gezwungen, ihr Haus in eine Pension umzuwandeln.
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The House of Lions, Colorado, USA
Trotz ihres Reichtums, der sich in der exquisiten Einrichtung der 14 Zimmer widerspiegelt, setzte sich Brown unermüdlich für die Rechte und Finanzen anderer „Titanic“-Überlebender ein. So half sie etwa dabei, ein Denkmal in Washington zu errichten und fungierte als Vorsitzende des Survivors’ Committee. 1932 würde sie für ihren Einsatz mit der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet.
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The House of Lions, Colorado, USA
Doch Brown engagierte sich nicht nur für die „Titanic“-Opfer. Sie war auch eine der ersten Frauen, die für den US-Kongress kandidierten, noch lange bevor Frauen überhaupt ihre Stimme abgeben durften. Sie unterstützte die Gründung der National American Women’s Suffrage Association in Colorado, die sich für das Wahlrecht für Frauen einsetzte, sowie den Denver Woman’s Club und organisierte 1914 sogar eine internationale Frauenrechtskonferenz in Rhode Island.
Julia und Tyrell William Cavendish
Im April 1912 verabschiedeten sich Tyrell William Cavendish und seine Frau Julia von Thurston House, dem stattlichen Herrenhaus in der englischen Grafschaft Suffolk, das sie gerade erst gekauft hatten, um mit der „Titanic“ von England nach New York zu fahren. Tyrell, damals 36 Jahre alt, war Geschäftsmann und Cousin des Herzogs von Devonshire, und Julia, 25 Jahre alt, eine reiche amerikanische Erbin. Sie hatten 1906 in New York geheiratet und sich in Little Onn Hall in der englischen Grafschaft Staffordshire niedergelassen, während sie Thurston House restaurieren ließen.
Thurston House, Suffolk, England
Leider sollte Tyrell sein schönes Herrenhaus nie wiedersehen. Nachdem er seiner Frau und dem Dienstmädchen Ellen Barber ins sechste Rettungsboot geholfen hatte, küsste er Julia zum Abschied und versicherte ihr, dass es ihm gut gehen werde, da das Schiff nicht sinken könne. Seine letzten Worte an sie waren: „Auf Wiedersehen, meine Liebe, ich werde bald bei dir sein“. Tyrell hielt die Männer mit seinem Revolver zurück, während er anderen Frauen half, das Rettungsboot zu besteigen. Er starb in dieser Nacht zusammen mit mehr als 1.500 anderen Menschen.
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Thurston House, Suffolk, England
Das makellose Thurston House mit seinen acht Schlafzimmern wurde im Jahr 1300 erbaut. Es liegt auf einem rund 14 Hektar großen Grundstück und ist keine zehn Kilometer von der historischen Stadt Bury St. Edmunds im Südosten Englands entfernt. Die idyllische Umgebung war perfekt, um ihre junge Familie großzuziehen.
Das Paar hatte geplant, mit ihren kleinen Söhnen Henry und Geoffrey in See zu stechen, damit Julias Vater, ein wohlhabender New Yorker Geschäftsmann, seine Enkelkinder zum ersten Mal sehen konnte. Glücklicherweise erkrankte der damals einjährige Geoffrey kurz vor der Abreise, sodass beide Kinder in England blieben, berichtete die britische Tageszeitung „The Times“.
Thurston House, Suffolk, England
Man kann sich gut vorstellen, wie der Salon des Thurston House zu Zeiten von Julia und Tyrell ausgesehen haben mag. Er hat mehrere raumhohe Fenster sowie einen großen Marmorkamin. Die letzten größeren Umbauten fanden 1763 statt, sodass die Struktur des Hauses noch weitgehend so ist, wie sie war, als das Paar es kaufte. Das Grundstück bietet mit einer zusätzlichen Empfangshalle, einem Esszimmer, einem Arbeitszimmer, einer gemütlichen Stube, einem Frühstücksraum und einem Wintergarten reichlich Platz für eine Familie und ihre Gäste.
Thurston House, Suffolk, England
Im Außenbereich befindet sich ein überdachtes Schwimmbad mit angrenzendem Billardraum und Fitnessraum. Auf der kleinen Terrasse kann man Mahlzeiten im Freien genießen. Das Herrenhaus verfügt über zahlreiche Nebengebäude, darunter eine Scheune, Stallungen, Sattelkammern, eine Garage für drei Autos und eine Werkstatt mit einer Wohnung mit zwei Schlafzimmern darüber.
Außen ist das Herrenhaus von formalen Gärten, Wiesen und Wäldern umgeben, in denen eine mindestens 750 Jahre alte Eiche steht. Es wird sogar behauptet, dass sie bis zu 1.200 Jahre alt sein könnte, was sie zum ältesten Baum Englands machen würde.
Thurston House, Suffolk, England
Leider konnte Julia nach Abschluss der Renovierungsarbeiten nicht in Thurston House einziehen und verkaufte es, ohne es jemals bewohnt zu haben. Das Gemeindehaus von Thurston, genannt Cavendish Hall, schenkte Julia dem Dorf zum Andenken an ihren Mann. Es steht noch heute. Den Rest ihres Lebens verbrachte sie in einem anderen Herrenhaus, dem imposanten Crakemarsh Hall ihrer Schwiegermutter in der Grafschaft Staffordshire.
Julia heiratete nie wieder und starb 1963 im Alter von 76 Jahren. Tyrell wurde drei Wochen nach dem Unglück gefunden und eingeäschert. Das Paar wurde gemeinsam auf dem Friedhof Golders Green im Norden Londons beigesetzt.
Emily Maria Ryerson
Emily Maria Ryerson und ihr Ehemann Arthur gingen mit drei ihrer fünf Kinder (Suzette, Emily und John) im französischen Cherbourg an Bord und wollten in ihre Heimat Pennsylvania in den USA reisen. Jedoch kamen nur Emily und die Kinder dort an. Sie entkamen dem Tod in einem Rettungsboot, obwohl dem 13-jährigen John zunächst ein Platz verweigert wurde. Das Schiff „Carpathia“ brachte sie dann nach New York. Arthur schaffte es allerdings nicht mehr in Sicherheit und ertrank. Bei einer Anhörung im US-Senat 1912 beschrieb Emily den schrecklichen Moment, als die „Titanic“ „wie mit einem Messer in zwei Hälften zu brechen schien“. Drei Jahre nach dem Unglück gab die Witwe den Bau einer großen Villa in Chicago in Auftrag. Sie wollte der trauernden Familie einen Neuanfang ermöglichen.
Lincoln Park Mansion, Chicago, USA
Das 1915 erbaute herrschaftliche Anwesen liegt in einem wohlhabenden Viertel am Rande vom Lincoln Park in Chicago. Emilys Freunde, die Architekten Henry Corwith Dangler und David Adler, entwarfen das vierstöckige Haus. Vor einigen Jahren wurde die Immobilie in zwei separate Wohnhäuser aufgeteilt.
Wikimedia / Architectectural Forum (1922)
Lincoln Park Mansion, Chicago, USA
Erst vor kurzem wurden beide Teile der Villa saniert und renoviert. Aber nicht alle gestalterischen Zeitzeugen wurden wegmodernisiert. Das Haus wurde damals schon als schönes Beispiel des georgianischen Stils anerkannt und in der Aprilausgabe 1922 der Architekturzeitung „The Architectural Forum“ vorgestellt. Mit insgesamt neun Schlafzimmern und neun Badezimmern gab es auch vor der Teilung reichlich Platz für die Familie und Freunde.
Heritage Image Partnership Ltd / Alamy Stock Photo
Lincoln Park Mansion, Chicago, USA
Die über 1.000 Quadratmeter große Residenz bot palastartige Zimmer. Der Salon (hier ein Bild von 1922) zum Beispiel war mit kunstvollen Stuckverzierungen und einem großen – von Einbau-Bücherregalen flankierten – Kamin ausgestattet. Hier fanden im Laufe der Jahre zweifellos viele gesellschaftliche Zusammenkünfte statt. Während des Ersten Weltkriegs sollen die luxuriösen Möbel durch metallgerahmte Betten ersetzt und das Billardzimmer in ein Spielzimmer umgewandelt worden sein. Berichten zufolge waren Kinder vom Children's Memorial Hospital für ihre Genesung im Haus untergebracht.
Wikimedia / Architectectural Forum (1922)
Lincoln Park Mansion, Chicago, USA
1927 heiratete Emily einen Forstberater der chinesischen Regierung, William Forsythe Sherfesee. Das Paar lernte sich auf Reisen kennen. Nach ihrer Hochzeit zogen sie nach New York und die Lincoln-Park-Villa wurde im Jahr 1930 verkauft.
Wikimedia Commons [Public domain]
George Dunton Widener und Harry Elkins Widener
Der wohlhabende US-Geschäftsmann George Dunton Widener (links) reiste mit seiner Frau Eleanor Elkins und seinem Sohn Harry Elkins Widener (rechts) auf der „Titanic“. Die drei waren nach ihrem Urlaub in Europa auf der Rückfahrt in die USA. Dank der Hilfe von George sollen Eleanor und ihr Dienstmädchen sicher das Ufer erreicht haben, George selbst und der 27-jährige Harry hingegen kamen in den Wellen ums Leben. Georges Witwe erbte Lynnewood Hall, das Familienanwesen in Philadelphia.
Lynnewood Hall, Pennsylvania, USA
Lynnewood Hall entstand während der Wirtschaftsblüte der USA zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Der palastartige Landsitz war ursprünglich Teil eines rund 190 Hektar großen Grundstückes im Elkins Park von Montgomery County und wurde von George Dunton Wideners Vater, Peter A. B. Widener, in Auftrag gegeben.
Lynnewood Hall, Pennsylvania, USA
Star-Architekt Horace Trumbauer wurde mit dem Entwurf des Herrenhauses betraut. Als Rückzugsort für die Familie und als Basis für einen Neuanfang gedacht, wurde es jedoch zum dauerhaften Symbol der Trauer: 1896 wiederholte sich die Geschichte und Wideners Frau Hannah Josephine starb auf der Familienjacht vor der Küste von Maine.
United States Library of Congress
Lynnewood Hall, Pennsylvania, USA
Der Bau des 6.500 Quadratmeter großen Herrenhauses soll acht Millionen Dollar gekostet haben, was heute inflationsbereinigt rund 274 Millionen Euro entspricht. Es verfügt über 110 Zimmer, darunter 55 Schlaf- und 20 Badezimmer, sowie eine große Kunstgalerie und einen Ballsaal für rund 1.000 Gäste. In seinen besten Zeiten kümmerten sich 37 Mitarbeiter um die vielen Räume und 60 weitere um die üppigen Gärten.
Lynnewood Hall, Pennsylvania, USA
Vom Glanz der vergangenen Tage ist heute allerdings nur noch wenig übrig. Der Fotograf Leland Kent vom Blog „Abandoned Southeast“ wagte sich in das Haus, um die verlassenen Räume bildlich festzuhalten. Dieses einst atemberaubende Schwimmbad ist inzwischen ein trauriger Schatten seiner selbst. Als Wideners Sohn George und sein Enkel Harry auf der „Titanic“ starben, ging das Anwesen an Peters einzigen überlebenden Sohn Joseph, der eine der wichtigsten Privatsammlungen europäischer Kunstwerke in Lynnewood kuratierte.
@lynnewood_hall / Instagram
Lynnewood Hall, Pennsylvania, USA
Nach dem Tod von Joseph 1943 wollte keines seiner Kinder die Verantwortung für das Gut übernehmen. Das Anwesen sowie zahlreiche der ursprünglichen Einrichtungsgegenstände wurden verkauft, ein Teil von Josephs wertvoller Kunstsammlung ist jedoch in der National Gallery of Art in Washington zu sehen. Nachdem Lynnewood Hall jahrzehntelang dem Verfall geweiht gewesen war, wurde es 2023 von der Lynnewood Hall Preservation Foundation aufgekauft, die es in seiner alten Pracht restaurieren will.
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Isidor und Ida Straus
Der damalige Miteigentümer des New Yorker Kaufhauses Macy’s, Isidor Straus, und seine Frau Ida, die auch im Film „Titanic“ zu sehen waren, entschieden sich in der Unglücksnacht ebenfalls dazu, auf dem sinkenden Schiff zu bleiben. Laut dem US-Nationalarchiv wollten sie anderen den Vortritt bei der Rettung überlassen. Als er sah, wie jüngere Männer beim Besteigen der Rettungsboote abgewiesen wurden, soll sich Straus geweigert haben, selbst in ein Boot zu steigen. Seine Frau habe, so heißt es, daraufhin zu ihm gesagt: „Ich mache das, was du machst.“ Statt dem Paar bekam schließlich ihr Dienstmädchen einen Platz im Boot.
Carl Bellavia / Location Department
Cobble Close Farm, New Jersey, USA
Die Kinder der Straus-Familie bauten nach dem Tod des Paares 1912 mit dem Erbe ein atemberaubendes Anwesen in New Jersey, das den Namen Cobble Close Farm trägt. Der exquisite Landsitz im normannischen Stil wurde in den 1920er-Jahren fertiggestellt und verfügt über geschwungene gotische Steintore, charmante Fensterläden und eine markante kreisförmige Zufahrt.
Carl Bellavia / Location Department
Cobble Close Farm, New Jersey, USA
Das historische Anwesen wurde mit Materialien gebaut, die aus Europa importiert wurden. Für die filigransten Designelemente, die nicht transportiert werden konnten, wurden französische und italienische Handwerker eingeflogen, die diese an Ort und Stelle herstellten. Das Projekt war ein derart umfangreiches Unterfangen, dass angeblich sogar eine eigene Bahnstrecke gebaut wurde, um Materialien zum Grundstück zu befördern.
Carl Bellavia / Location Department
Cobble Close Farm, New Jersey, USA
1951 verkaufte die Familie die Cobble Close Farm und das Anwesen wurde in mehrere separate Wohnungen aufgeteilt. Heute ist es als Fotolocation für Mode-, Film- und Werbeprojekte buchbar. Während sich die Innenräume mittlerweile von jenen Zeiten unterscheiden, in denen die Straus-Kinder noch darin lebten, sind andere Merkmale wie diese Holzbalkendecke erhalten geblieben.
Carl Bellavia / Location Department
Cobble Close Farm, New Jersey, USA
In vielen der insgesamt 18 Schlafzimmer, 15 Bäder und anderen Wohnräumen ist der Charakter und das Flair des Landsitzes aus den 1920er-Jahren erhalten geblieben. Dank der abgestimmten Tapete, den Vorhängen, dem Kopfteil und der Polster wirkt dieses charmante Schlafzimmer etwa wie aus einer anderen Zeit.
Carl Bellavia / Location Department
Cobble Close Farm, New Jersey, USA
Während das Grundstück fünf Hektar umfasst, beanspruchen die landwirtschaftlichen Gebäude und Unterkünfte selbst eine Fläche von 2.700 Quadratmetern. Als es in den Goldenen Zwanzigern erbaut wurde, umfasste das Gut eine Orangerie, mehrere Arbeiterquartiere, einen Speisesaal, Stallungen und einen Viehstall. Heute können die Bewohner neben den kunstvollen Brunnen und neoklassischen Statuen auf dem Gelände auch einen Pool, Cabanas und einen Grill genießen.
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Thomas Andrews
Der irische Architekt Thomas Andrews war der Chefdesigner der RMS „Titanic“. Er fuhr in der ersten Klasse mit, da er einen reibungslosen Verlauf der Reise sicherstellen wollte. Nach der katastrophalen Kollision mit dem Eisberg kalkulierte er, dass sich das Schiff nur noch zwei Stunden über Wasser halten würde. Ein Crewmitglied berichtete später beim Gerichtsprozess in London, dass Andrews regungslos ohne Rettungsring im Raucherzimmer der Luxusklasse gestanden habe – bis er gemeinsam mit seinem Schiff unterging.
Lindsay Fyfe & Company / Property Pal
Ardara House, County Down, Nordirland
Der Mann, dessen Schicksal so untrennbar mit dem der „Titanic“ verbunden ist, wurde im Ardara House in der nordirischen Grafschaft Down geboren, wo er auch aufwuchs. Das stattliche Herrenhaus wurde 1872 von seinem Vater Thomas gebaut. Andrews’ Familie bestand aus äußerst wohlhabenden Geschäftsleuten: Sein Onkel war der Viscount Pirrie, der Vorsitzende der Baufirma Harland & Wolff, die die „Titanic“ fertigte.
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Ardara House, County Down, Nordirland
Das von Bäumen umgebene und über eine private Auffahrt erreichbare Ardara House ist ein verstecktes Juwel des Ortes Comber, wo Andrews’ Familie auch mehrere Fabriken besaß. Der zweistöckige Landsitz ist im italienischen Stil mit eleganten Steinbögen, geschwungenen Erkern, vorspringenden Traufen und einem Schieferwalmdach gestaltet.
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Ardara House, County Down, Nordirland
Zuletzt wurde das Haus zu sechs Luxusapartments umgebaut, von denen eines 2015 auf den Immobilienmarkt kam. Die hier abgebildete Wohnung wurde von ihrem neuen Eigentümer behutsam renoviert, um die opulenten Details aus der Zeit der Andrews zu erhalten.
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Ardara House, County Down, Nordirland
Der große Erker im Wohnzimmer ist nicht zuletzt wegen seiner Geschichte ein besonderes Highlight des Hauses. Nach Angaben des Voreigentümers der Wohnung soll die prächtige Mahagoni-Vertäfelung an den Wänden von denselben Schreinern angebracht worden sein, die auch an der „Titanic“ arbeiteten.
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Ardara House, County Down, Nordirland
Selbst eher unscheinbare Räume wie dieses Badezimmer spiegeln die historische Ästhetik des Hauses bis heute wider. Thomas Andrews war übrigens nicht der einzige bekannte Name in seiner Familie: Sein älterer Bruder John Miller Andrews ging als zweiter Premierminister von Nordirland in die Geschichte ein, während sein jüngerer Bruder James Andrews Oberster Richter von Nordirland war.
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John Jacob Astor IV.
John Jacob Astor IV. wurde in der wirtschaftlichen Blütezeit der USA im 19. Jahrhundert geboren und zählte zu Lebzeiten zu den reichsten Männern der Welt. Die Fahrt mit der „Titanic“ nach New York bildete für ihn und seine Frau Madeleine Force Astor den Abschluss ihrer Flitterwochen. Als klar war, dass der Luxusdampfer sinken würde, soll Astor seine schwangere Frau in ein Rettungsboot gesetzt haben. Er selbst stand Berichten zufolge auf dem Deck der „Titanic“, als diese im Meer versank. Zu Ehren ihres verstorbenen Ehemannes nannte Madeleine ihren Sohn John Jacob.
Joseph Sohm / Shutterstock
Beechwood, Rhode Island, USA
Der Hauptwohnsitz von John Jacob Astor IV. lag zwar an New Yorks luxuriöser Fifth Avenue, doch hatte das Familienanwesen in Newport, Rhode Island, stets einen besonderen Platz in seinem Herzen. Als seine Mutter Caroline Astor starb, hinterließ sie ihm das riesige Herrenhaus. An der exklusiven Bellevue Avenue gelegen, traf sich hier das „Who is Who“ der High Society zu dekadenten Bällen und glamourösen Dinnerpartys.
Felix Lipov / Shutterstock
Beechwood, Rhode Island, USA
Das weitläufige Anwesen wurde 1881 von Astors Vater William Backhouse Astor Jr. gekauft. Es ist aus Badestein gebaut und bietet eine spektakuläre Auffahrt sowie einen unvergleichlichen Blick über die Sheep Point Cove und den Nordatlantik. Berichten zufolge ließ es sein aktueller Eigentümer, Tech-Milliardär Larry Ellison, 2010 für umgerechnet 93 Millionen Euro renovieren. Am Bild sind Teile der Bauarbeiten zu sehen.
Rick Friedman / Corbis / Getty Images
Beechwood, Rhode Island, USA
Obwohl nur wenige Fotos von den Räumen existieren, zeigt diese Aufnahme von 2003 eine nachgestellte Weihnachtsfeier der Astors im exquisiten Ballsaal des Herrenhauses. In dem spektakulären Raum mit vergoldeter Decke heiratete John Jacob Astor IV. 1911 auch seine zweite Frau, Madeleine Force. Noch am selben Tag brachen die beiden zu ihren Flitterwochen nach Ägypten und Paris auf, bevor sie für die Rückreise die „Titanic“ bestiegen.
Providence Public Library / Rhode Island Postcard Collection [CC-BY-SA 4.0]
Beechwood, Rhode Island, USA
Verzierungen finden sich überall im Haus, doch der Ballsaal ist zweifellos das Glanzstück der Immobilie (im Bild abgebildet auf einer Postkarte von 1907). Vergoldete Friese krönten die großen Glastüren, riesige Kronleuchter hingen von den Decken und dekorative Nischen boten den Gästen einen privaten Ort, um sich während der üppigen Partys, für die die Astors bekannt waren, zu unterhalten. Astors Mutter Caroline, die sich in der New Yorker Schickeria einen Namen gemacht hatte, lud hierhin regelmäßig illustre Gäste ein. Doch auf die Liste zu kommen, war alles andere als einfach. Nur Mitglieder der „Obersten 400“, wie sie sie nannte, hatten Zutritt.
Bear Golden Retriever / Wikimedia Commons [CC BY-SA 2.0]
Beechwood, Rhode Island, USA
Als Astor 1912 beim Untergang der „Titanic“ starb, ging das Anwesen auf seinen Sohn Vincent über, bevor es in den darauffolgenden Jahrzehnten mehrmals den Eigentümer wechselte. In den 1980er-Jahren fanden hier zeitweise öffentliche Theateraufführungen statt, bei denen Schauspieler auch die Rollen von Butlern und Dienstmädchen übernahmen. Der aktuelle Eigentümer Larry Ellison will Teile des Hauses angeblich in eine Kunstgalerie umbauen.
Heather Croner Real Estate, Sotheby’s International Realty
Ferncliff, New York, USA
Doch es war nicht nur das Anwesen Beechwood, das John Jacob Astor IV. geerbt hatte. Sein bevorzugtes Sommerrefugium war angeblich Ferncliff, ein weitläufiges, 40 Hektar großes Landgut in Rhinebeck, New York. Astors Vater, William Backhouse, hatte 1853 eine Reihe nebeneinander liegender Grundstücke gekauft und darauf ein prächtiges viktorianisches Herrenhaus errichten lassen. Obwohl das ursprüngliche Haupthaus inzwischen nicht mehr steht, sind mehrere andere historische Residenzen auf Ferncliff erhalten geblieben, darunter dieses stattliche Farmhaus.
Heather Croner Real Estate, Sotheby’s International Realty
Ferncliff, New York, USA
Teil des beeindruckenden Anwesens ist Astor Courts, das in den 1940er-Jahren das Haupthaus ersetzte und etwa als Kulisse für Chelsea Clintons geheime Hochzeit mit dem Investor Marc Mezvinsky diente. Das bereits erwähnte Farmhaus ist unter dem Namen Bryndelbrook bekannt und liegt mitten im Grünen, mit Blick auf dieses charmante Poolhaus. Bryndelbrook wurde 2019 für stattliche 3,3 Millionen Euro verkauft.
Heather Croner Real Estate, Sotheby’s International Realty
Ferncliff, New York, USA
Obwohl die Villa um einiges bescheidener ist als die, in der John Jacob Astor IV. einst auf Ferncliff lebte, lassen sich hier dennoch die Ausmaße des Originalgebäudes erahnen. Laut dem örtlichen Museum diente das Farmhaus als Unterkunft für die Diener sowie vermutlich den Chauffeur und den Zimmermann des Anwesens.
Ferncliff, New York, USA
Das weitläufige Gelände umfasst dazu zwei Teiche, einen Pavillon und ein Teehaus, das von den Astors ursprünglich nur zum Spaß gebaut worden war. Inzwischen ist es eine beeindruckende Residenz mit sechs Schlafzimmern, die 2018 für 6,3 Millionen Euro den Eigentümer wechselte. Ein stolzer Preis für ein Haus, dessen Karriere einst als Nebengebäude begann!
Heather Croner Real Estate, Sotheby’s International Realty
Ferncliff, New York, USA
Auf dem Landgut finden sich mehrere historische Wohn- und Lagergebäude, darunter eine Reihe von Pächterhäusern für Bauern und Gutsarbeiter. Nach dem Tod von John Jacob Astor IV. ging das Anwesen an seinen Sohn Vincent über. Als dieser starb, wurde das Land aufgeteilt und im Laufe der Jahre separat verkauft. Auch diese große umgebaute Milchscheune, die Star-Fotografin Annie Leibovitz restauriert hat, zählt zum Komplex.
Dave Miller / Flickr [Public domain]
Henry Blank
Der erfolgreiche Juwelier Henry Blank wollte nach mehreren Geschäftstreffen in Belgien, der Schweiz, den Niederlanden und Frankreich auf der „Titanic“ nach Hause zurückkehren. Er stieg in Frankreich zu. Blank soll im Raucherzimmer der ersten Klasse Karten gespielt haben, als das Schiff mit dem Eisberg kollidierte. Da er als einer der ersten auf dem Steuerborddeck ankam, schaffte er es auch in das erste Rettungsboot, das von der „Titanic“ abgesetzt wurde, und gelangte dank der RMS „Carpathia“ sicher an Land.
Glen-Ridge-Villa, New Jersey, USA
Sein florierendes Schmuck- und Uhrengeschäft hatte Henry Blank ein Leben im Luxus ermöglicht. 1904 baute er dieses spektakuläre Herrenhaus in New Jersey. Das ansehnliche Backsteingebäude in der prestigeträchtigen Nachbarschaft Glen Ridge fungierte als Familienwohnsitz für Henry, seine Frau Phoebe, und ihre sieben Kinder.
Glen-Ridge-Villa, New Jersey, USA
Eines seiner beeindruckendsten Merkmale ist der zwölf Meter hohe englische Speisesaal. Von dem vergoldeten Fries bis hin zu den gewölbten Nischen ist es ein echter Hingucker. Während sich der Großteil der Innenräume im Laufe der Jahrzehnte verändert haben dürfte, hat dieser Saal sich den Geist von Henry Blanks ursprünglichem Design bis heute bewahrt.
Glen-Ridge-Villa, New Jersey, USA
Das Haus mit 20 Zimmern, die sich über drei Stockwerke verteilen, bot viel Platz für Blanks Kinderschar. Doch der Familienwohnsitz war nicht nur groß, sondern auch äußerst schick eingerichtet. Dieses Wohnzimmer ist mit vertäfelten Wänden und einem Kaminsims aus Marmor ausgestattet. Der Kronleuchter ist ein schönes Beispiel für die Silberarbeiten aus Sheffield, wie sie auch an anderen Stellen im Haus zu finden sind.
Glen-Ridge-Villa, New Jersey, USA
Berichten zufolge engagierte Blank eine kleine Armee an Bediensteten, um das Herrenhaus am Laufen zu halten, darunter etwa einen Koch, zwei Dienstmädchen und eine Gouvernante, die sich um seine Kinder kümmerte. Als bekennender Bücherwurm soll sich Blank nach dem Abendessen gern in die Bibliothek zurückgezogen haben. Zu seiner Lieblingslektüre zählten Bücher über Kunst, Architektur und Musik.
Glen-Ridge-Villa, New Jersey, USA
Glen Ridge umfasst insgesamt acht Schlaf- und fünf Badezimmer, sowie ein Nebengebäude mit zwei Schlafzimmern, Küche und Esszimmer. Im März 2021 wurde es für rund 2,4 Millionen Euro verkauft. Blanks Frau Phoebe soll ihn nach dem Nahtod-Erlebnis auf der „Titanic“ übrigens nie wieder alleine nach Europa gelassen haben.
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